Vergleich der walisischen Grammatik mit der englischen Grammatik

Die walisische Sprache, auch als Cymraeg bekannt, ist eine keltische Sprache, die in Wales gesprochen wird. Sie unterscheidet sich erheblich von der englischen Sprache, die germanischen Ursprungs ist. Beide Sprachen haben ihre eigenen einzigartigen grammatikalischen Strukturen, und ein Vergleich zwischen ihnen kann faszinierende Einblicke in die Art und Weise geben, wie Sprachen funktionieren. In diesem Artikel werden wir die wichtigsten Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen der walisischen und der englischen Grammatik untersuchen.

Alphabet und Aussprache

Walisisch: Das walisische Alphabet besteht aus 28 Buchstaben und enthält einige einzigartige Buchstaben wie „dd“, „ll“ und „ff“. Die Aussprache kann für deutschsprachige Lernende eine Herausforderung darstellen, da einige Laute im Deutschen nicht vorkommen.

Englisch: Das englische Alphabet besteht aus 26 Buchstaben und teilt viele Laute mit dem Deutschen. Allerdings gibt es auch einige Unterschiede in der Aussprache, insbesondere bei Vokalen und bestimmten Konsonantenkombinationen.

Satzbau

Walisisch: Der Satzbau im Walisischen folgt oft der Struktur Subjekt-Verb-Objekt (SVO), ähnlich wie im Deutschen und Englischen. Allerdings gibt es auch die häufige Verwendung der Struktur Verb-Subjekt-Objekt (VSO), besonders in Fragen und bestimmten Satztypen. Zum Beispiel:

– Mae Siân yn darllen llyfr. (SVO: Siân liest ein Buch.)
– Darllenodd Siân lyfr. (VSO: Liest Siân ein Buch.)

Englisch: Im Englischen ist die SVO-Struktur die häufigste und standardmäßig verwendete Satzstruktur. Fragen werden oft durch Inversion (Subjekt-Verb-Umkehr) gebildet, und Hilfsverben spielen eine wichtige Rolle:

– Siân is reading a book. (SVO: Siân liest ein Buch.)
– Is Siân reading a book? (Frage durch Inversion: Liest Siân ein Buch?)

Substantive und Artikel

Walisisch: Walisische Substantive haben kein grammatikalisches Geschlecht, was den Lernprozess für deutschsprachige Lernende erleichtern kann. Es gibt keine unbestimmten Artikel im Walisischen, aber bestimmte Artikel ändern sich je nach dem Anfangsbuchstaben des folgenden Wortes. Der bestimmte Artikel „y“ oder „yr“ (je nach Aussprache) wird verwendet:

– y ci (der Hund)
– yr afal (der Apfel)

Englisch: Englische Substantive haben ebenfalls kein grammatikalisches Geschlecht. Der unbestimmte Artikel ist „a“ oder „an“ (abhängig vom Anfangsbuchstaben des folgenden Wortes), und der bestimmte Artikel ist „the“:

– a dog (ein Hund)
– an apple (ein Apfel)
– the dog (der Hund)
– the apple (der Apfel)

Adjektive

Walisisch: Im Walisischen folgen Adjektive in der Regel dem Substantiv, das sie beschreiben. Es gibt keine Übereinstimmung in Geschlecht oder Zahl zwischen Adjektiven und Substantiven:

– ci mawr (ein großer Hund)
– cath fawr (eine große Katze)

Englisch: Im Englischen stehen Adjektive normalerweise vor dem Substantiv, und es gibt keine Übereinstimmung in Geschlecht oder Zahl:

– a big dog (ein großer Hund)
– a big cat (eine große Katze)

Verben und Zeitformen

Walisisch: Walisische Verben haben eine Vielzahl von Konjugationen und Veränderungen, die oft durch Vorsilben und Endungen angezeigt werden. Es gibt auch eine Unterscheidung zwischen bejahenden, verneinenden und fragenden Formen. Zeitformen können durch Hilfsverben oder durch Veränderungen am Hauptverb ausgedrückt werden:

– Rydw i’n darllen. (Ich lese.)
– Ddarllenais i. (Ich las.)

Englisch: Englische Verben haben relativ einfache Konjugationen im Vergleich zu walisischen Verben. Zeitformen werden oft durch Hilfsverben und Endungen angezeigt:

– I am reading. (Ich lese.)
– I read. (Ich las.)

Präpositionen

Walisisch: Walisische Präpositionen können eine Vielzahl von Bedeutungen haben, und ihre Verwendung kann komplex sein. Ein Merkmal der walisischen Sprache ist die „Mutation“ von Anfangsbuchstaben, die durch die Präpositionen verursacht werden kann:

– i’r ysgol (zur Schule)
– gyda’r ffrind (mit dem Freund)

Englisch: Englische Präpositionen sind in ihrer Bedeutung oft klarer und verursachen keine Veränderungen an den folgenden Wörtern:

– to the school (zur Schule)
– with the friend (mit dem Freund)

Possessivpronomen

Walisisch: Im Walisischen ändern Possessivpronomen oft die Anfangsbuchstaben der Substantive, die sie begleiten. Diese Mutation kann für Lernende eine Herausforderung darstellen:

– fy nhŷ (mein Haus)
– dy gar (dein Auto)

Englisch: Englische Possessivpronomen ändern die Form des Substantivs nicht:

– my house (mein Haus)
– your car (dein Auto)

Pluralbildung

Walisisch: Die Pluralbildung im Walisischen kann sehr unterschiedlich sein und umfasst eine Vielzahl von Endungen und Veränderungen des Wortstamms. Es gibt keine einheitliche Regel, was das Lernen der Pluralformen erschweren kann:

– ci (Hund) – cŵn (Hunde)
– merch (Mädchen) – merched (Mädchen)

Englisch: Im Englischen ist die Pluralbildung in der Regel einfacher und erfolgt meist durch Hinzufügen von -s oder -es:

– dog (Hund) – dogs (Hunde)
– girl (Mädchen) – girls (Mädchen)

Fragen und Negationen

Walisisch: Fragen im Walisischen werden oft durch Inversion oder durch spezielle Fragepartikeln gebildet. Verneinungen werden durch das Hinzufügen von negativen Partikeln oder durch Veränderungen am Verb erreicht:

– Ydy Siân yn darllen? (Liest Siân?)
– Dydy Siân ddim yn darllen. (Siân liest nicht.)

Englisch: Im Englischen werden Fragen oft durch Inversion und das Hinzufügen von Hilfsverben gebildet. Verneinungen werden ebenfalls durch das Hinzufügen von Hilfsverben und negativen Partikeln erreicht:

– Is Siân reading? (Liest Siân?)
– Siân is not reading. (Siân liest nicht.)

Idiome und Redewendungen

Walisisch: Walisische Idiome und Redewendungen können für Lernende sehr unterschiedlich und ungewohnt erscheinen. Sie spiegeln oft die keltische Kultur und Geschichte wider:

– ar bigau’r drain (auf den Dornen sitzen, d.h. in einer schwierigen Situation sein)

Englisch: Englische Idiome und Redewendungen sind oft germanischen oder lateinischen Ursprungs und können für deutschsprachige Lernende leichter verständlich sein:

– on the edge of one’s seat (auf der Kante seines Stuhls sitzen, d.h. gespannt sein)

Fazit

Der Vergleich der walisischen und der englischen Grammatik zeigt, wie unterschiedlich zwei Sprachen sein können, selbst wenn sie geografisch nahe beieinander liegen. Während das Englische für viele Lernende aufgrund seiner Einfachheit und weitverbreiteten Nutzung zugänglicher ist, bietet das Walisische eine reichhaltige und einzigartige sprachliche Erfahrung. Für deutschsprachige Lernende kann das Erlernen des Walisischen eine interessante Herausforderung darstellen, die neue Perspektiven auf Sprachstrukturen und -gebrauch eröffnet.

Das Verständnis der Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Sprachen kann nicht nur das Erlernen erleichtern, sondern auch ein tieferes kulturelles Verständnis und eine Wertschätzung für die Vielfalt der menschlichen Kommunikation fördern. Ob Sie sich für das Erlernen des Walisischen, des Englischen oder beider Sprachen entscheiden, jede bietet ihre eigenen einzigartigen Belohnungen und Herausforderungen.